Türkei - Ein Sommermärchen


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Türkei – Ein Sommermärchen? Die Ferne. Türkis – blaues, unendliches Meer. Nicht enden wollende Sandstrände. Beeindruckende Sehenswürdigkeiten. Umwerfende Landschaften. Palmen. Sonne pur. Oder kurz: Urlaub. Ist das nicht Balsam für die Seele? Urlaub, das war wirklich genau das, was ich brauchte. Als Schüler hat man es, vor allem in den letzten Wochen vor den erlösenden Sommerferien, richtig schwer. Doch da ich das endlich hinter mir hatte, konnte ich mich voll und ganz auf den lang ersehnten Urlaub in der Türkei konzentrieren. Mit Anhang, natürlich. Das bedeutete Eltern und Bruder. Wir befanden uns gerade im Auto, auf direktem Weg zum Flughafen. Es war zwei Uhr nachts. Und ich hatte an diesem Tag noch nicht geschlafen, was gegen die Erwartungen meiner Mutter war. Sie war hellwach, machte allerdings große Anstalten, mich zum Schlafen zu bewegen. Aber wie sollte ich schlafen? Ich war noch nie in einem Flugzeug und auch noch nie so weit weg von Zuhause gewesen, weswegen ich sehr aufgeregt war. Mein Bruder hatte das Problem anscheinend nicht, er schlief wie ein Stein. Fragt sich, ob es gut oder schlecht ist, überall schlafen zu können. Ganz anders sah es bei meinem Vater aus, der fuhr. Bei ihm war es sehr lustig zu sehen, wie seine Augen quasi im Minutentakt zufielen, sein Kopf langsam gen Lenkrad sank und er dann plötzlich wieder zu sich kam. Eigentlich war das gar nicht mal so lustig, sondern im Grunde beängstigend. Aber was sollte man machen? Mama konnte nicht fahren, sie war für die komplette Organisation der Verpflegung zuständig – die bis jetzt nur sie angerührt hatte. Als wir dann endlich beim Flughafen ankamen, war es schon früh am Morgen, die Sonne ging gerade auf. Ein Zeichen? Nach den Strapazen der Autofahrt sollte nun bestimmt die erhoffte Erholung beginnen. Doch auf dem Flughafen hieß es erstmal warten. Mit dem Warten kam bei mir auch die Übelkeit. Und mit der Übelkeit die Ratlosigkeit. Mama jedoch dachte den Grund dafür sofort zu wissen: Ich hatte im Auto schließlich nichts gegessen. Und auch nicht geschlafen. Wenn ich aber etwas essen würde, wäre das vorbei, sagte sie. Doch ich konnte nichts essen, denn dann wäre es mit mir endgültig vorbei, dachte ich. Als nach etwas Warten die Übelkeit immer noch nicht verschwunden war, sich im Gegenteil sogar verschlechtert hatte, waren wir kurz davor, wieder nach Hause zu fahren. Doch lieber wollte ich die Übelkeit ertragen, als mich von dem lang ersehnten Urlaub zu verabschieden. Wir würden also doch fahren, allerdings mit der Bedingung, irgendwas zu finden, das ich essen konnte und auch wollte. Somit machte ich mich zusammen mit meinem Vater auf die Suche. In einem kleinen Lebensmittelgeschäft gab es beinah alles, was zur Sättigung diente. Und wofür entschied ich mich? Erfrischungsbonbons. Kleine, runde Bonbons mit Zitronenaroma in einer handlichen, kleinen Dose, die dafür zuständig waren, dem Verbraucher einen frischen Atem zu geben. Von diesen Bonbons ernährte ich mich nun, bis wir dann endlich im Flugzeug saßen. Die Übelkeit war auch schon fast verflogen und ich hatte einen Atem, der einen normalen Menschen umhaute. So auch meinen Vater, der das den ganzen Flug über aushalten musste. Er saß nämlich neben mir. Leider, denn er hat unheimliche Höhenangst. Er versuchte immer geradeaus zu sehen. Wenn der Blick doch einmal aus dem Fenster fiel, endete das in einem Fiasko. Dass er sich wie wild geworden in meinen Arm gekrallt hatte, spüre ich noch heute. Drei Tage später. Wir kamen gut im Hotel an. Da ich die letzten zwei Tage ausschließlich im Pool verbracht hatte und dadurch so gut „in Form“ war, kamen meine Eltern auf die tolle Idee, dass ich doch meinen Silberschwimmschein machen könnte. Und ich hatte nicht mal den Hauch einer Chance, dem zu widersprechen. Ich würde meinen Urlaub also erstmal damit verbringen, dieses Abzeichen zu machen. Als es dann am nächsten Tag losging, gab es mehr Zuschauer als „Teilnehmer“. Zum einem standen da die Eltern, die mit einem gerührten Grinsen und jeweils zwei Fotoapparaten am Beckenrand. Ich wurde auch ein paar Mal von mir völlig unbekannten Menschen fotografiert. Zum anderen waren da sogar wildfremde Urlauber, die „nur so zum Spaß“ gucken wollten. Diese lagen dann mit möglichst großen Sonnenbrillen auf den bereitgestellten  Liegen, damit man bloß nicht den Ausdruck ihrer Augen sehen konnte. Als ich mein Abzeichen fast hatte, mussten wir von einem Steg drei Meter tief ins Meer springen und aus dem Meer dann einen Ring hoch holen. Obwohl ich eine generelle Abneigung gegen Salzwasser habe, wagte ich todesmutig den Sprung – mit Taucherbrille, natürlich. Als ich dann nach dem Ring tauchte und ihn schon fast in den Händen hielt, schnappten ihn mir zwei Taucher vor der Nase weg und schwammen davon. Ich tauchte wieder auf und berichtete es dem Leiter, der den Tauchern prompt hinterher schwamm. Eine Viertelstunde später, ich war immer noch im Wasser, kam er mit dem Ring zurück und ich durfte es noch mal versuchen.Das war gestern. Nun sitze ich hier mit meinem Abzeichen in der Tasche und schaue in den sonnigen Himmel. Zwar ist das bis jetzt noch kein Traumurlaub gewesen, allerdings ist der Blick in den schönsten Sonnenuntergang auf Erden mit nichts auf der Welt zu vergleichen…von Elena Winkelmann