Erzählwettbewerb


An dem Erzählwettbewerb der FR könnten alle Schüler und Schülerinnen, die im Alter von 10 bis15 sind,  teilnehmen.Man musste zu einem Bild eine Geschichte von einer Seite schreiben.Eine Jury entscheidete wer, in diesem Fall, eine Reise nach Österreich in ein 5-Sternehotel, gewinnt. Mehr Informationen unter www.fr-online.de/erzaehlwettbewerb. Zu diesem Bild haben die Schülerinnen Fiona Borowski und Friederike Schröder, beide in der Alterstufe 14- 15 Jährige, geschrieben.
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Echte Freunde

 

Sie gingen die Straße entlang, die zur Schule führte. Pelle wusste immer noch nicht, ob er das alles nur träumte oder ob es in Wirklichkeit passierte. Er sah Rick in seine schwarzen, leeren Augenhöhlen. Gestern hatte er ihn kennen gelernt, gerade als er im Garten lag und mit Bauchschmerzen an seine Peiniger aus der zehnten Klasse dachte. Zuerst hatte er geglaubt, dass Rick nur ein als Skelett verkleideter Junge war, der anderen Angst einjagen wollte, doch als er anfing mit seinen Knochen zu klappern, erkannte Pelle die Wahrheit. Ein Schutzengel in Todesgestalt!  Ausgesandt, allen für immer den Spaß zu verderben, die Pelle „Dickwanst“ hinterher riefen, ihn erpressten und ihn verprügelten, wenn es keiner sah.
Rick sah zielstrebig geradeaus. Er hatte schon so vielen einen Schrecken eingejagt, also warum sollte er bei Pelles Feinden Schwierigkeiten haben? Er hoffte, dass Pelle genauso wenig Angst hatte wie er, aber er wusste, dass es nicht so war. Pelle hatte seinen Kopf gesenkt, er ging gebückt und auf seiner Stirn waren Schweißperlen zu sehen, obwohl sie ganz gemächlich gingen.
Plötzlich konnte man am Ende der Straße drei schwarze Gestalten erkennen. Sie kamen auf sie zu. Pelles Atem wurde kürzer. Er kannte die drei. Es waren Kurt, Manfred und Hannes. Rick legte seine Hand auf Pelles Schulter, um ihn zu beruhigen. Er war sein Freund, spürte er das nicht?
Die drei standen vor Pelle und Rick. Pelle hatte einen Kloß im Hals. Kurt sah auf ihn herab. Rick bemerkte er gar nicht. „Wo ist unser Geld?“ „Ich…ich…ich hab….“, stotterte Pelle, doch er bekam keinen Satz zusammen. „Sprich endlich!“, donnerte Manfred ihn an. In dem Moment ging Rick dazwischen. „Er hat das Geld nicht.“ „Wie können wir das verstehen?“, fragte Kurt gefährlich ruhig. „Na, dass er euch kein Geld mehr geben wird und ihr ihn in Ruhe lassen sollt!“ „Wir denken gar nicht daran!“, jetzt schrie Kurt, „Und das lassen wir uns schon gar von einem wie dir sagen! Du kleiner Pisser mit Stirnband und Omapullunder. Schmink dich ab! Heute ist kein Halloween. Hau ab, du Clown!“ Alle drei lachten laut. Rick schaute zu Pelle.
Pelle hörte kaum, wie die Jungen über Rick und ihn lachten. Er hatte sich schon damit abgefunden, dass gleich Hannes Faust in seinem Gesicht landen würde. Wie sich der Teppich dort auf der Stange im Wind bewegte! Jetzt im Garten liegen und zusehen zu können, wie die Wolken an einem vorbeizogen, das wär’s doch. Wie konnte er nur so dumm sein zu glauben, dass er eine Chance gegen die drei hatte? Er war den Tränen nahe. Er drückte Ricks Hand als Zeichen für seine Dankbarkeit. Der wollte wenigstens versuchen, ihm zu helfen, er war sein Freund. Doch nun war es vorbei. Er wollte Ricks Hand loslassen und wegrennen. Aber er konnte nicht. Rick hielt ihn so fest, dass es schmerzte.
 Die Jungen lachten immer noch. „Ihr habt es so gewollt!“, Ricks Geduld war am Ende. Seine Gestalt dehnte sich in die Höhe, sein Rumpf wuchs, die Arme wurden länger und länger, die Beine waren wie Säulen, ein  riesenhafter Tod blickte auf die Jungen herab. Seine knochigen Finger lösten sich voneinander und zischten wie Pfeile auf Kurt zu. Sein Kopf trennte sich vom Rumpf und jagte hinter Hannes her. Manfred schrie wie am Spieß, alle drei rannten um ihr Leben. Rick lachte noch schauderhaft, als die drei schon längst nicht mehr zu sehen waren. Dann blickte er zu Pelle, dem die Erleichterung ins Gesicht geschrieben war. Langsam nahm er seine gewohnte Gestalt wieder an.<>
Pelle war so glücklich, wie schon lange nicht mehr. Endlich war es vorbei. Er drückte Rick an sich. So einen Freund hatte er sich schon lange gewünscht. „Ich danke dir! Du bist mein bester Freund!“ „Klar doch“, sagte Rick und lachte. „Für immer?“ „Ja, für immer und ewig!“

Fiona Borowski (9mlf)


Echte Freunde

Seit fast einer halben Stunde wartete Jean schon. Wo blieb er denn nur? Seit zwei Wochen  war er doch jede Nacht erschienen. Komisch. Er glitt vom nassen Zaunpfahl, auf dem er saß, herunter und lief in dem Hinterhof auf und ab. Da! Endlich. Er hörte klappernde Schritte näher kommen. Eló war da! „Ey, da bist du ja!“, sagte Jean erleichtert. „Klar, Mann“, erwiderte Eló, allerdings in nicht ganz so lässigem Tonfall wie sonst. Beide setzten sich und Jean holte die Schokolade heraus, die er aus der Küche geklaut hatte. Dann, nach einigen Minuten schweigsamen Beisammensitzens räusperte Eló sich. „Ähm. Digger? Ich muss dir was sagen“, meinte er und zum ersten Mal, so glaubte Jean, hörte sich die Stimme des sonst so obercoolen Elós etwas unsicher an. „Du siehst mich hier nun zum letzten Mal. So geht’s nicht weiter, und das weißt du selbst!“ Jean war wie versteinert, so sehr schockierte ihn, was er da soeben gehört hatte. „Aber...w-wieso?“, stotterte er. Seine Stimme klang verzweifelt. Er wusste - wenn Eló nicht mehr da war, hatte er keinen mehr. Denn niemand hatte ihn gemocht, außer Eló. Sollte es etwa wieder so werden wie in der Zeit, kurz nachdem Eló bei dem grausamen Unfall gestorben war? Er hatte sich so gefreut, als er ihn wiedergesehen hatte. Zwar war es unglaublich und ziemlich verrückt, dass er ihn als waschechtes Skelett genau hier an ihrem alten Stammplatz mitten in der Nacht traf, aber immmerhin war er wieder da, sein einziger Freund. Und nur das zählte für Jean. „Alter, denk mal nach. Wir treffen uns hier jede verdammte Nacht. Du bist ein Mensch. Menschen stehen nicht nachts auf, um ihre Freundschaft zu einem Skelett zu pflegen. Das ist einfach zu krass, Mann. Das geht nicht“, sagte Eló traurig, aber bestimmt. „Warum geht das nicht??“, schluchzte Jean. Die ersten Tränen liefen ihm über sein rundes Gesicht. „Wieso kann das nicht so weitergehen?? Du weißt genau, dass ich niemanden außer dir hab’.“  „Ja“, entgegnete Eló. „Das ist wahr, aber genau da liegt dein Problem. Du hast einen Toten zum besten Freund. Aber du lebst. Und davon merk ich mittlerweile nicht viel. Fang an zu leben, Mann! Versuch wenigstens dir ein paar Leute zu suchen. Hier sind doch genug. Von denen ist zwar niemand so wie ich, aber trotzdem kannst du es versuchen, Alter! Du MUSST es versuchen oder du bist bald genauso tot wie ich.“ „Aber ich will nicht!!“, schrie Jean in die stille Nacht herein. „Glaub mir“, versuchte Eló ihn zu beschwichtigen und legte den Arm um seine Schultern. „Du wirst Leute kennen lernen und du wirst wieder anfangen zu leben und glücklicher sein denn je, Digger. Ich verspreche es dir. Ich bin nun für dich weg. Ich werde morgen Nacht nicht wieder da sein. Also, wehe du kommst nachts wieder her. Aber merk dir: Ich werde immer für dich da sein. Ich werde immer dein bester Freund sein.“ Ein letztes Mal umarmte Eló seinen besten Freund, dann verschwand er und ließ den verzweifelt schluchzenden Jean allein zurück. Wie konnte Elo ihn hier so allein lassen? Verzweifelt dachte er daran zurück, wie er mit Eló stundenlang in dem Hof Fußball spielte, wie Eló ihn immer verteidigte vor allen Kindern, die ihn „fetter Freak“ nannten, wie Eló die Lehrer immer zum Lachen brachte. Er dachte an das Auto, das so plötzlich aus der Dunkelheit auftauchte, daran, wie er selbst in letzter Sekunde aus dem Weg sprang, wie es Eló gnadenlos überfuhr, und schließlich dachte er an Eló als Skelett. Wie er ihn nachts im Hinterhof traf, als er vor zwei Wochen nicht schlafen konnte und deshalb dorthin lief. Nun musste er sogar ein wenig lächeln. Er hatte echt witzig ausgesehen mit seinem Lieblingsstirnband auf dem blanken Schädel, das ihm früher die langen Haare beim Fußballspielen aus dem Gesicht gehalten hatte. Nachdem Jean die halbe Nacht so sitzen geblieben war, raffte er sich schweren Herzens auf. Noch einmal drehte er sich um und schaute auf die Stelle, wo Eló verschwunden war, dann ging er ins Haus. Er dachte an Elós Worte. Als die Sonne schon fast aufgegangen war, schlief er endlich ein.
                 Am nächsten Tag ging er in den Hof und spielte allein mit seinem Ball. Von weitem sah er zwei Jungen kommen, die er noch nie gesehn hatte. „Hey! Du hast ja ’nen coolen Ball. Ist das der originale von der WM? Krass. Können wir mitspielen?“, fragten sie und lächelten.

Friederike Schröder (9mlf)