Collegium Musicum

Pianist mit einer beeindruckenden Anschlags-Kultur

MUSIK Collegium Musicum und Christian Nau begeisterten in der voll besetzten UEG-Aula

Geboten wurde ein anspruchsvolles Repertoire. Dessen Interpretation war facettenreich.

Leer - Das Collegium Musicum unter der Leitung von Dirk Ellée hatte sich für ein Konzert in der voll besetzten Aula des UEG mit großem Bläsersatz auf fast 50 Musiker verstärkt, um sich entsprechend großer symphonischer Musik widmen zu können.

collmus-11-06Mit der Ouvertüre aus „Russlan und Ludmilla“ eröffnete eine sehr beliebte Orchesterzugabe das Programm. Glinka komponierte eine geradezu magische Musik, voller Melodiereichtum, mit Passagen voller betörender Schönheit und Eingängigkeit. Mit einem sehr zurückhaltenden Presto fand das Orchester langsam zu seiner Sicherheit und Spielfreude. Bei Dirk Ellée ist das Collegium Musicum in sehr kompetenten Händen. Er konnte sich jederzeit auf eine ausgezeichnete Blechbläsergruppe verlassen und gab den Streichern die notwendigen Impulse, um auch Klippen gekonnt zu umschiffen.
„Kampflied und Siegeshymne“ nannte Jean Sibelius seine Tondichtung „Finlandia“. Das Orchester bürdete sich hier keine emotionale Zurückhaltung mehr auf, sondern bekannte sich unmittelbar zur Dramatik dieser inoffiziellen Nationalhymne Finnlands und zeigte Spielfreude und rhythmische Genauigkeit, die nur in den synkopischen Passagen ganz leicht einknickte.

Höhepunkt des sehr gelungenen Nachmittags war das Klavierkonzert a-Moll von Grieg, das der Komponist losgelöst von Formprinzipien eher als rhapsodische „Fantasie für Klavier und Orchester“ anlegte. Nicht zuletzt deshalb hätte auch Grieg seine Begeisterung für die vom Pianisten Christian Nau selbst geschriebene, herausragende Kadenz im ersten Satz kaum zurückhalten können. Nau beherrscht eine Anschlags-Kultur, die den dem Werk innewohnenden Antagonismus bis in den letzten Winkel erfasste: Einerseits das energische Aufbegehren, andererseits die leise, lyrisch gefärbte Sehnsucht. Das Werk gewann durch den gleichermaßen leidenschaftlichen wie klanglich facettenreichen Zugang aller Beteiligten an Trennschärfe und an dramatischer Qualität. Virtuos, aber nie oberflächlich ließ der Solist im dritten Satz die Peer-Gynt-Puppen tanzen: Koboldhaft, schelmisch, wie phantastische Gestalten, die immer mal kurz über den Zargenrand des Blüthner-Flügels ins Publikum grinsten.

Ein Poem von Skrjabin als Zugabe beschloss eine großartige pianistische Leistung. 

 

Ostfriesen Zeitung vom 21.11.06
von Tamme Bockelmann