Keine Konkurrenz um Abi-Noten
Von Nils Thorweger
Leeraner Gymnasien sehen Ranking des Kultusministeriums kritisch
„Es ist kein objektiver Vergleich der Noten möglich", sagt der stellvertretende TGG-Leiter Jörg Kenter. Das sieht auch sein UEG-Kollege Michael Müttel so.
Leer - Es sind nur Zahlen : bei Schülern, Lehrern und Eltern haben die
Durchschnittsnoten des Zentralabiturs 2006 aber für reichlich Gesprächsstoff
gesorgt. Bei der vom Kultusministerium veröffentlichten Statistik landete das
Ubbo-Emmius-Gymnasium (UEG) in Leer
mit 2,76 im Mittelfeld, das Teletta-Groß-Gymnasium (TGG) schaffte es mit 2,90
nur auf einen der letzten Plätze (die OZ berichtete).
Neidische Blicke von der Gaswerkstraße rüber zur Ubbo-Emmius-Straße gibt es
trotzdem nicht. „Bei der Statistik des Kultusministeriums ist kein objektiver
Vergleich der Noten möglich", meint Jörg Kenter. Der stellvertretende
Schulleiter des TGG lässt kein gutes Haar an dem Ranking.
Jede Schule habe die Abitur-Arbeiten nach den bei ihr verbreiteten Maßstäben
korrigiert. „Wenn man es so interpretieren will, könnte das schlechte
Abschneiden unserer Schule bedeuten, dass die Lehrer am TGG strenger benoten
als die Kollegen am UEG. Das ist
aber reine Spekulation." Genauso wenig könne man sagen, das UEG habe die besseren Schüler. Zudem betrage der
Unterschied zwischen den beiden Leeraner Gymnasien nur 0,2 Notenpunkte. „In der
alten Bewertungsskala liegt das zwischen 2- und 3+", so Kenter weiter.
Am UEG wird die Statistik ebenso
kritisch betrachtet. „Notenschwankungen um 0,2 gibt es von Jahr zu Jahr auch
innerhalb unserer Schule. Die Jahrgänge sind eben unterschiedlich gut" , sagt
Michael Müttel, stellvertretender UEG-Leiter.
Dem Kollegium gehe es ohnehin nicht um möglichst gute Durchschnittsnoten. „Wir
wollen, dass unsere Schüler nach dem Abi studierfähig sind."
Eine Konkurrenz um Abi-Noten gebe es zwischen TGG und UEG
nicht. „Mal sind die Schüler am TGG besser, mal liegen unsere vorne." Da die
Schulen in der Oberstufe sehr eng zusammenarbeiteten, sei ein Konkurrenz-Denken
auch nicht angebracht. Diese Ansicht bestätigte auch Jörg Kenter: „Das war bei
uns bislang kein Thema. Durch das Ranking wird sich daran nichts ändern."
Ein weiteres Problem der Statistik ist laut Müttel, dass das Umfeld der
Abiturienten vollkommen außer Acht gelassen werde. „Die Schüler in Leer sind
zum Teil fast eine Stunde zur Schule unterwegs", sagt Müttel. Auch dadurch
werde die Leistungsfähigkeit der Abiturienten eingeschränkt.
Müttel bezweifelt zudem den Nutzen der Statistik. „Man könnte annehmen, dass
künftig alle bestrebt sind, bessere Noten zu vergeben. Das kann es aber nicht
sein. Was nützt es, wenn die Schüler mit eins das Abitur machen, im Studium
aber mit Pauken und Trompeten scheitern?" Um das zu vermeiden, würden die
Schüler in Leer nicht nur auf das Zentralabitur, sondern auf das Leben danach
vorbereitet.
OZ vom 17.11.2006