Matthäuspassion

Am 30.04.2014 fand die diesjährige Matthäuspassion statt. Vom UEG haben im Kinder- und Schulchor ca. 80 Schüler mitgewirkt. Hier folgt eine Besprechung aus der OZ...

"Mathäus-Passion von J. S. Bach, 30. März 2014

Was veranlasst eine so große Anzahl an Zuhörern (Besuchern) eines Konzertes an einem frühlingshaften Sonntagnachmittag , die feiertägliche Beschaulichkeit hinter sich zu lassen und sich einem so großen, ernsten Werk wie der Mathäus-Passion von Johann Sebastian Bach für nicht weniger als mindestens drei Stunden zu widmen? Wo doch die Anzahl an Aufnahmen dieses Werkes in den unterschiedlichsten Interpretationen Legion ist und man sich diese herausragende Komposition geistlicher Musik zu Hause in Ruhe und wenn nötig in bekömmlichen Happen selbst servieren kann?
Es ist die Unmittelbarkeit des musikalischen Erlebens in einem großen, angemessenen Kirchenraum, die Direktheit und Präsenz eines großen Klangkörpers, aus Chor, Orchester und Solisten, die den Zuhörer immer wieder vor Erfurcht erstaunen lassen. Obwohl einem Großteil des Publikums das Werk sicherlich sowieso schon bekannt ist, gehört es doch zum großen kulturellen Kanon der europäischen, nein, der globalen Geistesgeschichte.
Mut muß man dem Leiter des Klangkörpers, Karl-Ludwig Kramer, zugestehen, sich der Mathäuspassion Bachs in Zeiten der allgegenwärtigen Präsenz  klassischer Musik zu  widmen. Das Werk unter so großem Aufwand und ebensolchen Mühen in einer kleinen Stadt wie Leer darzubieten ist heute schon ein Wagnis!
Der Chor, zusammengesetzt aus dem Schulchor und dem Kinderchor des Ubbo-Emmius-Gymnasium und der Kantorei Leer wurde mit dem Kourion-Orchester aus Münster und namhaften Solisten der Klassikszene zu einer geschlossenen Einheit gebündelt. Gemeinsam gaben sie unter der erfahrenen Leitung von Kramer dieser musikalischen Superlative den würdigen geistig-musikalischen Rahmen. Schließlich behandelt es inhaltlich die Zentrale Position der christlichen Geisteslehre, den Tod und die Auferstehung des Erlösers Jesus Christus. Deshalb kann und darf solch ein Werk nicht einfach nur der Unterhaltung dienen. Kramer gab der Musik Bachs jede nur denkbare tröstliche Dimension, welche so manchen anderen Darstellungen des Werkes schlichtweg abgeht. Sie verkommen gelegentlich zur reinen „Barockunterhaltung“. Besonders auffallend war, dass die Solisten ihren Partien eine große seelische Tiefe und Ausdruckskraft mit auf den Weg gaben, sehr schön in den Kontext zur chorischen Darstellung gesetzt und vom Kourion-Orchester nahezu perfekt begleitet und unterstützt.
Einen so großen und vielfältigen Klangkörper zu einer Einheit zu verschmelzen und zu führen ist letztlich nicht nur der Verdienst eines erfahrenen Dirigenten wie Kramer, sondern auch der unbedingten innovativen Mitwirkung jedes einzelnen Musikers zu danken. Natürlich gibt es eine gewisse Diskrepanz zwischen Musikern wie Helen Rohrbach, Gritt Raabe, Peter Schmitz, Immanuel Klein, Marten Groenewold und Christian Meyer sowie den Profis des Orchesters und dem Chor, aber diese im Werksinne auszugleichen und den Zuhörer mitzunehmen in die Heilserwartung einer besseren Zukunft, ist der Hauptverdienst aller Beteiligten und der eigentliche Gewinn für jeden Zuhörer an diesem Sonntagnachmittag.

Hans-Joachim Bußmann                                                               Leer, den 1. April 2014"

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