Besuch in der jüdischen Gemeinde Oldenburg

 

Halle hat alles verändert…

Das sagte die Rabbinerin Alina Treiger beim Besuch des Seminarfachs „Auf jüdischen Spuren“ am 12.06.2023 in der Oldenburger jüdischen Gemeinde. Nach dem Attentat auf die Synagoge in Halle 2019 mussten die Sicherheitsvorkehrungen für die Gebäude dieser Gemeinde verstärkt werden, was beispielsweise auch bedeute, dass alle Zusammenkünfte unter Polizeischutz stattfinden und nicht mehr so viel Raum für spontane Treffen bliebe. Insgesamt aber fühle sich die Gemeinde in Oldenburg sehr sicher.

Seit 1995 trifft sich die jüdische Gemeinde in der von der Stadt Oldenburg zur Verfügung gestellten ehemaligen Baptistenkapelle, die als Synagoge umgebaut wurde.  2002 kam ein Gemeinde- und Kulturzentrum dazu. Betreut wird die Gemeinde vor allem von der Rabbinerin Alina Treiger. Sie war die erste Frau in Deutschland, die seit der Schoah als Rabbinerin eingeführt wurde, weshalb sie bei der Führung mit einem Lächeln sagte. „Ich bin historisch.“

Zu den über 300 Gemeindegliedern sind seit dem Ukrainekrieg auch etliche neue Gemeindeglieder aus der Ukraine dazu gekommen, sodass die Gemeinde in der Betreuung und Integration eine neue Aufgabe gefunden hat und u.a. Sprachkurse anbietet. Hier wird das Mitarbeiterteam um Frau Treiger unterstützt von einer ukrainischen Rabbinerin. Einmal im Monat kommt dann noch ein Rabbiner aus Berlin, der eher der orthodoxen Richtung zugerechnet wird, was ein schönes Zeichen für die tolerante Einstellung dieser Oldenburger Gemeinde ist.

Frau Treiger präsentierte uns interessante Einblicke in das Gemeindeleben, in jüdische Traditionen wie das Singen der Texte der Thora oder die Bedeutung des Ritualbads, das Mikwe genannt wird. Sie erzählte uns auch von ihrem besonderen Interesse an dem „interreligiösen Dialog“ in Oldenburg, was neben Vorträgen und Diskussionen auch an „Interreligiösen Chorkonzerten“ deutlich wird.

Auch wenn „Halle“ sicherlich etwas verändert hat…, so entdeckten wir an diesem Nachmittag eine sehr offene, gastfreundliche Gemeinde und lernten mit der Rabbinerin Alina Treiger eine wirklich beeindruckende Persönlichkeit kennen. 

Seminarfach sf 46 / M. Masslich

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Synagoge Oldenburg in der ehemaligen Baptistenkapelle

 

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Rabbinerin Alina Treiger vor dem Thoraschrein mit sehr wertvollen Thorarollen, die von „Thoramänteln“ geschützt werden.

 

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Eine alte Thorarolle, die ursprünglich in Familienbesitz war. (Der Text darf nicht berührt werden, deshalb trägt Frau Treiger in der rechten Hand einen „Zeigestab“.)