Uwe Kaiser sieht, was andere nicht sehen


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Uwe Kaiser sieht etwas, was andere nicht sehen


Von Elke Wieking


STIPPVISITE Der Physiker aus Glansdorf hat an der Universität Hamburg seinen Doktor mit Auszeichnung gemacht

Seine Forschungsergebnisse hat er im renommierten und weltweit beachteten Fachblatt „Nature“ veröffentlicht.


Glansdorf/Hamburg - Wieso hat es eigentlich fünf Jahre gedauert, bis man die magnetische Atomstruktur von Nikeloxid durch ein Mikroskop sehen konnte? Uwe Kaiser seufzt leise. Wie soll man das einem Laien in einfachen Worten erklären? Wie, dass sich seine physikalische Grundlagenforschung auf einer Ebene bewegt, von der man vielleicht erst in zehn Jahren weiß, wozu sie gut ist?

Das war schließlich bei dem Physiker Peter Grünberg auch so: Er bekam 2007 den Nobelpreis für den so genannten GMR:Effekt, den er schon vor 20 Jahren entdeckt hat. Nur: Heute wird dieser Effekt genutzt, um auf kleinstem Raum möglichst viele Daten zu speichern, zum Beispiel auf den Giga-Byte-Festplatten.

Aber zurück zu Uwe Kaiser: Fünf Jahre lang hat der 30-Jährige aus Glansdorf an der Dissertation mit dem Titel „Magnetische Austauschkraftmikroskopie“ gearbeitet und dazu am Institut für angewandte Physik der Universität Hamburg geforscht. Für seine Doktorarbeit hat er die höchste Note „Ausgezeichnet“ bekommen. Seit der Urkundeverleihung darf er den Titel führen.

Kaiser hat 1996 am Ubbo-Emmius-Gymnasium in Leer sein Abitur gemacht. Er studierte zwei Jahre lang Physik in Paderborn, bevor er nach Hamburg ging und seinen Schwerpunkt auf die Festkörperphysik legte.

Was ihn an Physik überhaupt so interessiert? „Das ist klar und präzise, nicht so schwammig.“ Und praktisch: Im Alltag habe schließlich jeder indirekt mit Physik zu tun, vom Computer über den Fernseher bis zur Uhr.

Doch Kaiser wollte kein Ingenieur werden und sich mit Statik oder Elektroniktechnik beschäftigen. Es drängte ihn zu Wissenschaft und Forschung, speziell zu Sachen, die man mit bloßem Auge nicht sehen kann: beispielsweise die atomare Oberflächenstruktur eines Nickeloxid-Kristalls. Atome sind winzig, nur 0,1 Nano-Meter groß. Das ist der zehnmilliardste Teil eines Meters.

Lange Rede, kurzer Sinn: Uwe Kaiser wollte die „magnetische Anordnung der Atome“ von Nickeloxid untersuchen. Wie diese theoretisch aussieht, ist bekannt, sagt der Physiker. Aber gesehen hatte das eben noch niemand. Bis jetzt.

Deshalb hat Uwe Kaiser in den vergangenen fünf Jahren ein großes Mikroskop so umgebaut, dass man die magnetische Anordnung dieser Atome über einen Computer sichtbar machen kann.

Daran hatten vorher schon andere gearbeitet, aber gelungen ist es ihm. Jetzt weiß man: Die Anordnung der Atome ist streifenförmig. Sie sieht aus, wie ein gewebtes Stück Stoff, durch das sich die Sauerstoff- und Nickelatom-Reihen wie helle und dunkle Fäden ziehen. Das hat in der Fachwelt eingeschlagen.

Uwe Kaiser hat seine Ergebnisse zusammen mit seinem Chef, Professor Dr. Roland Wiesendanger, und mit seinem Betreuer, Dr. Alexander Schwarz, in der renommierten Wissenschaftszeitschrift „Nature“ veröffentlicht. Das, so sagt Kaiser, sei „nicht ganz unbedeutend“ gewesen.

Er wird am Institut für angewandte Physik der Uni Hamburg weiter forschen. Wie seine Zukunft aussehen wird, sei „unklar“, so Kaiser. Genauso, wie das Ergebnis seiner Forschungsarbeit: Es muss sich zeigen, ob alles im Sande verläuft oder mal preiswürdig ist. Für den Doktortitel hat es jedenfalls gereicht. "
Die Anordnung der Atome sieht aus, wie ein gewebtes Stück Stoff



OZ 04.01.2008