Holocaust-Gedenkveranstaltung

Bei einer Holocaust-Gedenkveranstaltung berichtete der 95 Jahre alte Albrecht Weinberg über seine Zeit im KZ in Auschwitz.

Es folgt ein Bericht, der von zwei Schülern, die dabei waren, verfasst wurde..

 

„Fehntjer, wie unsere Nachbarn“

Als Albrecht Weinberg, der im März 95 Jahre alt werden wird, anfängt zu sprechen, herrscht demütige Stille in der Aula des Osterstegs, die mit knapp 150 anwesenden Schüler*innen gefüllt ist. Einer der letzten Überlebenden des Holocaust hat uns, den 12. Jahrgang des UEG, am 5. Februar 2020 besucht, um uns über seine Erlebnisse zu berichten und danach mit uns ins Gespräch zu kommen. Dies sieht er, wie er sagt, als seine Pflicht an, um die Erinnerungen an diese Zeit zu erhalten und dafür zu sorgen, dass Ähnliches nie wieder Platz in der Geschichte und der Gesellschaft finden wird.

Zwar war Antisemitismus – vor allem in Ostfriesland – bereits weit verbreitet, was sich durch die Anrede „Jude“ zeigte, doch spitzte sich dieser nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten (1933) weiter zu. Dies ist an besonders einprägsamen Erlebnissen aus Albrecht Weinbergs Kindheit klar erkennbar. Er geriet zum Beispiel an einem kalten Tag beim Schlittschuhlaufen auf dem Kanal unter das Eis. Anstatt zu helfen, sangen die Nachbarskinder dabei: „Sit een Jöd in’t Deep, sit een Jöd in’t Deep, wenn he versuppt, ik help hum neet.“ („Da ist ein Jude in der Tiefe, da ist ein Jude in der Tiefe, wenn er ertrinkt, ich helfe ihm nicht“). Bei weiteren Anfeindungen durch andere Kinder, besonders nach der Reichspogromnacht (1938), schärften ihm seine Eltern ein, sich nicht zu wehren – obwohl er hierzu in der Lage gewesen wäre, wie Albrecht mit Witz betont. Wie unvorstellbar die Gräuel dieser Jahre sind, wird erst recht deutlich, wenn wir als Zuhörer vernehmen, dass die folgende Zeit in Zwangsarbeit, die er während des Heranwachsens durchmachte, die schönste Phase seiner Jugend war. Er begründet dies damit, dass er dort von solchen Erlebnissen abgeschirmt war.

Später erzählt er noch von seiner Zeit in Auschwitz-Monowitz: Den traumatisierenden Erlebnissen, von denen er uns gar nicht alles erzählen kann, da sie so grausam waren. In Zeiten von Leid, harter Arbeit, Hunger, Krankheit und unzähligen Toten traf er dort seinen Bruder erstmals wieder. Dieser half ihm dabei, das Leben im Konzentrationslager, das auf effizientes Morden ausgerichtet war, zu überleben – und auch die ab 1944 folgenden Todesmärsche. Die Alliierten kamen näher und die Nationalsozialisten zwangen die Gefangenen, zum nächsten Arbeitslager zu marschieren. Wer Schwäche zeigte, wurde ermordet, um keine Zeugen zurückzulassen. So versuchten die Nationalsozialisten, ihre grausamen Massenmorde zu verstecken.

In solchen Momenten ist die Bedrückung im Saal besonders spürbar. Einerseits wegen des Erzählten und andererseits wegen des Erzählers. Denn von diesem Stück Geschichte in einem Buch zu lesen, ist etwas ganz anderes, als es von jemandem zu hören, der es selbst erlebt hat. Besonders, wenn er erzählt, dass er nicht mehr schläft und jedes Mal denkt, dass er wieder in Auschwitz ist, wenn er das Tattoo sieht, das seine Gefangenennummer anzeigt.

Dennoch erzählt er auch viel von seinem Leben danach, das er mit seiner Schwester in Amerika verbrachte, und zeigt viel Humor. Klar ist, dass man so etwas niemals vergessen wird und es deshalb als neue Generation unsere Aufgabe ist, so etwas nie wieder zuzulassen.

 

Johann B., Jasper G.

 

Hier folgen ein paar Bilder.

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