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Klassenfahrt der 10LF nach Göttingen

 

Als uns Herr Engels mitteilte, dass uns unsere Klassenfahrt nicht nach Berlin, sondern nach Göttingen führen würde, protestierten wir lautstark. Göttingen? Das ist doch eine Kleinstadt in Niedersachsen – da kann man vielleicht in der sechsten Klasse hinfahren, aber doch nicht in der 10. Aber Herr Engels ließ sich nicht erweichen, holte unsere Eltern und Frau Gräper mit ins Boot – und widerwillig stiegen wir dazu.

Beziehungsweise: Wir stiegen an einem schönen Aprilmorgen um 8.45 Uhr (die Tatsache, dass entgegen aller Gewohnheit und aller Wetten I. und nicht M. zu spät kam, ist bemerkenswert) am ebenso schönen Leeraner Bahnhof in den Zug – und (weil Herr Engels meinte, mit dem Regionalverkehr fahre man günstiger) „nur“ fünf Stunden später in Göttingen wieder aus. Dort angekommen, mussten wir noch 30 Minuten zur Jugendherberge laufen.

Nachdem uns die Schlüssel der jeweiligen Zimmer überreicht wurden, hatten wir die Möglichkeit uns vor dem Abendessen etwas einzurichten. Anschließend machten wir einen Abendspaziergang durch die Innenstadt und unternahmen eine wegen der Begeisterung der Stadtführerin etwas lange, aber sehr witzige Stadtführung, während derer wir viele Sachen über die Stadt Göttingen lernten: So gibt es beispielsweise die Tradition, dass jeder frisch promovierte Doktor der Georg-August-Universität das „Gänseliesel“, eine Brunnenfigur aus dem 19. Jahrhundert küssen muss. Es heißt, sie sei das meistgeküsste Mädchen der Stadt.

Da das Wetter unerwartet kühl war, entschlossen wir uns im Anschluss an unsere Rundtour, gemeinsam in der Bar Celona etwas Warmes oder ein alkoholfreies Hefe-Weizen zu trinken. Wir lösten die gemütliche Runde langsam auf und begaben uns auf den Weg zurück – zum dritten Mal an einem Tag kilometerlang den Nikolausberger Weg hinauf. Dafür, dass Herr Engels immer behauptet, er halte nichts von Sport, hat er uns die ganze Zeit ziemlich durch die Gegend gescheucht. In der Jugendherberge angekommen, haben wir vor dem Schlafen beispielweise Tischkicker gespielt. 

Am Dienstagmorgen haben wir uns in zwei Gruppen aufgeteilt, wir haben die Möglichkeit jeweils in der Gruppe einen Tag mit Frau Gräper bzw. Herrn Engels das unerwartet spannende Programm wahrzunehmen: Mit Frau Gräper kann man am Dienstag das sogenannte „STEPS“ besuchen, in dem Medizinstudenten arbeiten. Hier führen wir selbst einen Ultraschall bei unserem Gastgeber Thomas Strubel durch und unterhalten uns mit einer sehr coolen Rettungshubschrauberpilotin. Am Mittwoch fährt ein Teil unserer Klasse ins XLAB und spuckt dort in ein Gefäß, um die DNA aus dem Speichel zu filtern.

Diejenigen von uns, die nicht im naturwissenschaftlichen Bereich unterwegs sind, jagt Herr Engels mit einer selbstgestrickten WhatsApp-Rallye durch die riesige Universitätsbibliothek, wo die Bücher nie da sind, wo sie sein sollen – was aber laut Herrn Engels, der sich über unsere Organisation köstlich amüsiert, völlig normal ist.

Auch Abends haben wir viel Programm: Am Dienstag gehen wir ins Kino, damit „ihr auch mal einen anspruchsvollen Film guckt“. Der Film „Die versunkene Stadt Z“ spielt im frühen 20. Jahrhundert aus Sicht eines britischen Forschers, der den Amazonas bereist und dort Funde von alten Überresten von Ureinwohnern macht. Der Film ist interessant und spannend, auch weil der Hauptdarsteller eine bombenmäßige Augenweide für einige Schülerinnen war. I., die ein Jahr in Kolumbien verbrachte, ahmt die spanischen Parts aus dem Film nach. Wir haben noch Zeit für einen Spaziergang durch Göttingen und dann gehen wir auf unsere jeweiligen Zimmer.

Am Mittwoch machen wir uns richtig schick – und besuchen das Theater. Denn in Göttingen wird „Judith“ von Friedrich Hebbel gespielt, das wir vorher im Deutschunterricht gelesen hatten. Die Inszenierung gefällt uns leider nicht, da sie total flach ist und unsere Interpretation des Dramas viel anspruchsvoller war. Herr Engels strahlt vor Glück, als wir ihm das erklären, weil er findet, dass wir offenbar alles verstanden haben, wenn wir so über eine Aufführung reden können. Weil er das so gut findet, „dürfen“ einige von uns Theaterkritiken schreiben und als Kommentare auf die Homepage der Göttinger Tageszeitung „Tageblatt“ stellen, diese sind abrufbar unter http://t.goettinger-tageblatt.de/Kultur/Regional/Judith-Premiere-im-Deutschen-Theater-Goettingen

Donnerstags fahren wir in das Grenzlandmuseum in der Nähe Duderstadts. Dort wird uns die Geschichte der DDR und der innerdeutschen Grenze nähergebracht. Unser Fremdenführer, ein pensionierter Professor der Forstwissenschaften, erzählt von persönlichen Erlebnissen, weil er die Natur im Grenzstreifen über Jahrzehnte hinweg untersuchte. Er kann auch anhand der Landschaft zeigen, wo die DDR war, weil dort wegen der Kollektivierung die Felder größer waren – das hatten wir im Unterricht bearbeitet.

Der sehr sympathische Führer berichtet auch von Fluchtversuchen und der Brutalität der Grenzsoldaten der DDR, wobei der Busfahrer auf der Rückfahrt, der selbst als Kraftfahrer bei den Grenztruppen arbeitete, meint, das sei alles nicht so schlimm gewesen. Wir haben dann darüber gesprochen, dass Mittäter oft eine andere Sicht auf ihre Lebensgeschichte haben als Außenstehende oder Wissenschaftler. An diesen Ausflug werden wir uns lange erinnern.

Am Abend spielen wir noch Lasertag, was sehr witzig ist, zumal Herr Engels meint, uns seine nicht vorhandenen Künste in dieser Sportart demonstrieren zu müssen. Beim Lasertag steht auch ein Boxautomat, dort geben wir viel Geld aus, selbst Herr Engels versucht sein Glück, doch leider ist der Automat im Weg. Am Freitag kommt unsere Klassenfahrt leider an ihr Ende. Da wir glücklicherweise die Taschen am Vorabend gepackt haben, können wir ganz gemütlich gemeinsam frühstücken und trotzdem zeitig zum Bahnhof aufbrechen. 

Nach einer weiteren „lustigen“ Zugfahrt kommen wir um 14 Uhr nachmittags wieder in Leer an.

Alles in allem kann man sagen, dass die Klassenfahrt unvergesslich ist. Die Klassengemeinschaft (inklusive der Lehrer) wurde verbessert, in Göttingen haben wir uns schnell zurecht gefunden und Berlin haben wir auch gar nicht vermisst.

Eure Klasse 10LF

 

Bilder:

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10 LF in Göttingen

 

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Führung im Grenzlandmuseum